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Editorial in Nature Biotechnology
HHU-Forscher: Kreativität zum Ausbildungsfach für Nachwuchswissenschaftler machen

Der Bioinformatiker Prof. Dr. Martin Lercher von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) beschäftigt sich zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Itai Yanai von der New York University (NYU) mit der Kreativität in der Forschung. Im jüngsten Editorial der Fachzeitschrift Nature Biotechnology plädieren beide dafür, die Bedeutung kreativer Prozesse für den Fortschritt der Wissenschaft schon in der Studierenden- und Doktorandenausbildung zu vermitteln.

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Prof. Dr. Itai Yanai von der New York University und Prof. Dr. Martin Lercher von der HHU plädieren dafür, wissenschaftliche Kreativität gerade bei Nachwuchsforscherinnen und –forschern zu fördern. (Foto: Univ. of Princeton / Sonali Majumdar)

Die Autoren beobachten, dass sich das Tempo der Wissenschaft verlangsamt: Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei der Anteil an Forschungsprojekten zurückgegangen, die zu bahnbrechenden Erkenntnissen führen und damit neue Richtungen weisen. Ihren Platz haben stärker ergebnisorientierte Ansätze eingenommen, die zwar Forschungsgebiete weiterentwickeln, die Wissenschaft aber selten revolutionieren. Dies spiegelt eine grundsätzliche Entwicklung wider: Öffentlich geförderten Forschungsprojekten sollen bereits Ergebnishypothesen zugrunde liegen, sie sollen also eher nach Bestätigung von Thesen als nach wirklich neuen und überraschenden Erkenntnissen suchen.

Prof. Dr. Martin Lercher, Leiter der Arbeitsgruppe Computergestützte Zellbiologie an der HHU und Prof. Dr. Itai Yanai, Wissenschaftlicher Direktor der Applied Bioinformatics Laboratories an der NYU, betonen, dass in der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern ein Umdenken notwendig sei. Sie schreiben, dass „Graduiertenstudiengänge einen neuen Schwerpunkt auf Kreativität legen sollten, indem sie Instrumente des innovativen Denkens vermitteln.“

Beide Autoren propagieren seit Jahren, dass „die kreative Seite des wissenschaftlichen Prozesses gefördert werden muss.“ Sie greifen dabei auf ein vom Nobelpreisträger François Jacob geprägtes Konzept von „Day Science“ und „Night Science“ zurück: „Day Science“ meint die moderne Naturwissenschaft als systematischen, durchgeplanten, von vorab aufgestellten Hypothesen geleiteten Prozess. „Night Science“ ist dagegen der unsystematische, kreative Teil der Wissenschaft: freies Nachdenken, das oft intuitive Spiel mit Ideen.

Lercher: „Heute wird angehenden Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zuallererst vermittelt, wie sie im wissenschaftlichen Betrieb bestehen können: Eng umrissene Projekte definieren, die zu erwartbaren Ergebnissen führen, die wiederum in zitierfähige Publikationen münden. Dies zu wissen und einzuüben ist alles wichtig, denn damit rücken Forschungsfelder inkrementell voran und Detailfragen werden verlässlich geklärt.“ Yanai ergänzt: „Doch dies kann nicht alles sein, denn dieser strukturierte Prozess mündet nur selten in neuen Entwicklungen. Diese aber sind wichtig, um die Wissenschaft voranzubringen.“

In Nature Biotechnology plädieren die beiden Autoren dafür, wissenschaftliche Kreativitätskurse in die Curricula der Graduiertenausbildung zu integrieren. Die improvisierte, offene wissenschaftliche Diskussion sowohl mit Fachkollegen als auch über die Grenzen der Disziplinen hinaus sei das vielleicht mächtigste Werkzeug für kreative Wissenschaft. Mit dem Blick in den Werkzeugkoffer anderer Fächer lernen Promovierende und Postdocs, neue Fragen aus anderen Blickwinkeln zu stellen. „Die richtigen Fragen zu ersinnen kann die Wissenschaft mehr voranbringen als die Beantwortung bestehender Probleme“, meinen Lercher und Yanai.

Letztendlich äußern die beiden Autoren in ihrem Editorial, dass durch die Betonung der Kreativität als essentiellen Teil des wissenschaftlichen Prozesses auch in der Öffentlichkeit falsche Vorstellungen abgebaut werden, wie Wissenschaft funktioniert – mit dem erwünschten Nebeneffekt, mehr kreative junge Menschen zu einer Forschungskarriere zu ermuntern.

Originalpublikation

Itai Yanai & Martin J. Lercher, Make science disruptive again. Nature Biotechnology (2023).

DOI: 10.1038/s41587-023-01736-5

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Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen, Math.-Nat.-Fak.-Aktuell
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