„Kreativität sollte in naturwissenschaftlichen Studiengängen gelehrt werden“ – dies ist die Kernbotschaft der Autorinnen und Autoren, die sie auf einem „Exploratory Seminar“ am Radcliffe Institute for Advanced Study der Harvard University entwickelten. Neben den Werkzeugen für die Forschung sollten Studierenden auch die kreativen Prozesse vermittelt werden, die oft erst zu den wirklich wegweisenden neuen Entdeckungen führen.
Prof. Lercher, neben Prof. Yanai Korrespondenzautor der Studie, betont: „Es ist möglich Kreativität zu lehren, zu nähren und zu fördern. Zu den zentralen, zu vermittelnden Aspekten gehören Offenheit für neue Ideen, die Fähigkeit, neuartige Fragen zu identifizieren und die Entwicklung vieler unterschiedlicher Ideen. Hierbei helfen Analogien und Metaphern. Wichtig ist auch die Suche nach Verbindungen zwischen Disziplinen und vor allem, Widersprüche akzeptieren zu lernen.“
Prof. Yanai: „Wenn der wissenschaftliche Schaffensprozess entmystifiziert wird, kann das die Wissenschaft für viele junge Menschen zugänglicher machen. Und dies fördert auch bei den Forschenden das Vertrauen in ihre Selbstwirksamkeit und ihre Identität als Wissenschaftler.“
Verschiedene Universitäten in den USA sowie in Deutschland die HHU und die Europäische Organisation für Molekularbiologie (EMBO) haben begonnen, Kreativität in die Lehrpläne zu integrieren. Lercher: „Dies kann als ein Vorbild für andere Einrichtungen dienen. Wir sind davon überzeugt, dass eine wissenschaftliche Ausbildung, die der Komplexität der modernen Herausforderungen gerecht wird, die Wissenschaft zugänglicher und wirksamer macht und ihre Qualität verbessert.“
Day Science – Night Science
Prof. Dr. Itai Yanai und Prof. Dr. Martin Lercher befassen sich mit der kreativen Seite des wissenschaftlichen Fortschritts. Sie greifen dabei auf ein vom Nobelpreisträger François Jacob geprägtes Konzept zurück: „Day Science“ meint die moderne Naturwissenschaft als systematischen, durchgeplanten, von vorab aufgestellten Hypothesen geleiteten Prozess. „Night Science“ ist dagegen der unsystematische, kreative Teil der Wissenschaft: freies Nachdenken, das oft intuitive Spiel mit Ideen. Vor allem durch diesen kreativen Prozess entstehen qualitativ neue Fortschritte in der Wissenschaft.
Nacht der Wissenschaft 2024
Prof. Dr. Martin Lercher trägt bei der 5. Nacht der Wissenschaft am 13. September 2024 im Haus der Universität zum Thema Kreativität in der Wissenschaft vor. Sein Vortrag „Night Science – wie kommen Forschende auf neue Ideen?“ startet um 19:30 Uhr im Vortragssaal im Haus der Universität am Schadowplatz.
Webseite der Nacht der Wissenschaft 2024
JUNO-Workshop über Night Science
Das Junior Scientist and International Researcher Center der HHU (JUNO) bietet am 20. September 2024 für Promovierende und Postdocs vor allem aus den Naturwissenschaften die Veranstaltung „Night Science – A workshop on the creative side of the scientific process“ an. Prof. Lercher wird verschiedene Werkzeuge präsentieren, wie wissenschaftliche Ideen gefunden werden können und diese mit den Teilnehmenden trainieren.
Weitere Informationen und Anmeldung
Originalpublikation
Itai Yanai, Oliver Bogler, Sean B. Carroll, Jennifer Couch, Maria Lund Dahlberg, Cynthia N. Fuhrmann, James C. Kaufman, Sonali Majumdar, Jennifer Oyler-Yaniv, Rodney D. Priestley, Tim Stearns, Bodo Stern, Valda Vinson, Keith R. Yamamoto, Martin J. Lercher. Teach creativity in science. Science 385, 837-837 (2024)