Biostatistik ist in der medizinischen Forschung und in den Lebenswissenschaften von zentraler Bedeutung. Mithilfe von biostatistischen Verfahren wird beispielsweise berechnet, wie viele Versuchsteilnehmende in einer Arzneimittelstudie benötigt werden. Auch werden statistische Methoden entwickelt, mit denen Fragestellungen aus komplexen Datenstrukturen genau beantwortet werden können.
Carolin Herrmann befasst sich unter anderem mit innovativen, sogenannten adaptiven Studiendesigns. Es geht darum, genau das richtige Maß an Flexibilität zu finden, um gewisse Designaspekte auch später noch anpassen zu können. Dies kann etwa notwendig werden, wenn zum Zeitpunkt der Studienplanung bestimmte Parameter unsicher sind, die beispielsweise für die Bestimmung der Anzahl an Versuchsteilnehmenden einer Studie notwendig sind.
Herrmanns anderer Schwerpunkt ist die statistische Modellbildung. Hierbei sollen die besten statistischen Modelle ausgewählt werden, um die Wirklichkeit so gut wie möglich abzubilden. Beispielsweise kann es um die Optimierung von Trainingsintensitäten mit Blick auf Alter und Geschlecht von Patientinnen und Patienten gehen. Es stellen sich dabei unterschiedliche Herausforderungen, zum Beispiel beim Umgang mit Labordaten oder technischen Beschränkungen bei der Aufnahme von Messdaten.
Jun.-Prof. Herrmann zu den Herausforderungen ihres Fachgebiets: „Neben exzellenten biostatistischen Fachkenntnissen bedarf es auch einer hohen Kommunikationsfähigkeit und Lernbereitschaft außerhalb des eigenen Fachbereiches. Wir müssen uns zum Beispiel in pharmazeutische, toxikologische oder medizinische Inhalte einarbeiten können, um Studien richtig zu planen. An der HHU möchte ich den Studierenden neben den mathematisch-statistischen Inhalten auch diese Kompetenzen vermitteln und das Forschungsgebiet der Biostatistik auf- und ausbauen.“
Zur Person
Die Bielefelderin Carolin Herrmann studierte Mathematik an der Universität Bielefeld und der Universität Bergen in Norwegen (Master 2017), sie promovierte 2022 an der Charité in Berlin mit der Arbeit „Evaluating and improving sample size recalculation in adaptive clinical study designs“. Schon während ihrer Promotion und bis 2024 leitete sie in Berlin die Arbeitsgruppe „Klinische Studien“, von 2022 bis 2023 war sie Vertretungsprofessorin für Biometrie an der Charité. Zu Beginn 2024 zog sie nach Dänemark, um in der Pharmaindustrie an großen klinischen Studien mitzuarbeiten. Zum 1. Oktober 2024 übernimmt sie eine Juniorprofessur für Biostatistik an der HHU.
Prof. Herrmanns Schwerpunkt im Bereich der Biostatistik sind das innovative, adaptive Studiendesign und die statistische Modellbildung. Sie veröffentlichte bisher mehr als 20 Beiträge in begutachteten Fachzeitschriften, unter anderem in Statistics in Medicine, im Biometrical Journal oder Scientific Reports. Darüber hinaus setzt sich Herrmann für die Nachwuchsförderung in ihrem Fach ein; hier ist sie unter anderem Koautorin des Lehrbuchs „Medizinische Statistik für Dummies“.