Dr. Imminks Forschungsfokus liegt auf der Anordnung und Bewegung kolloidaler Teilchen. Dies sind Teilchen in einer Flüssigkeit, mit einer Größe zwischen einem Nanometer und einem Mikrometer. Solche Teilchen sind im täglichen Leben allgegenwärtig, zum Beispiel in Milch, Blut, Lehm und Tinte. Sie sind an vielen Prozessen beteiligt, etwa an der Blutgerinnung oder beim Gelieren während der Käseherstellung.
Kolloidale Teilchen können darüber hinaus auch als Modell für atomare Systeme dienen; sie helfen, das Phasenverhalten von Atomen besser zu verstehen, denn sie sind mit einfachen Methoden beobachtbar, beispielsweise mit optischer Mikroskopie. Trotz dieser Bedeutung sind kolloidale Teilchensysteme noch nicht vollständig verstanden. Jasper Immink will dies ein Stück weit ändern: Er nutzt dazu vor allem die optische Mikroskopie in Kombination mit computergestützter Bildanalyse und Simulationen.
Die Bewegung dieser Teilchen wird durch die Gegenwart anderer Teilchen beeinflusst. Eine höhere Teilchenkonzentration verlangsamt typischerweise die Bewegung, weil sich die Teilchen gegenseitig „im Weg stehen“ – dies kennt man von Menschenansammlungen.
An der HHU wird sich Immink mit einer neuen Art kolloidaler Teilchen beschäftigen, die eine raue Oberfläche haben. Was passiert, wenn die Teilchen eine raue Oberfläche haben? Wird ihre Bewegung gleichermaßen verlangsamt, wenn die Konzentration erhöht wird? Greifen die Oberflächenstrukturen ineinander wie Zahnräder, oder wie Tänzer bei einem Gesellschaftstanz, und wie beeinflusst dies die Bewegung?
Das mit modernen Mikroskopiemethoden und einer umfassenden Bildanalyse herauszufinden, ist das Ziel des Humboldt-Forschungsstipendiaten an der HHU. Prof. Egelhaaf zu den weiterführenden Perspektiven: „Diese Arbeiten helfen, den Effekt rauer Flächen auf Bewegungen besser zu verstehen.“ Japser Immink ergänzt: „Dies ist auch deshalb von großer Bedeutung, da viele Teilchen in industriellen Produkten oder natürlichen Systemen raue Oberflächen besitzen.“
Zur Person
Jasper Immink (geb. 1990 in Nieuwegein) studierte Chemie an der Universität Utrecht (Bachelor 2012) und machte dort anschließend einen interdisziplinären Master im Bereich Physikalische Chemie (2014). Es folgte ein Promotionsstudium an der Universität Lund in Schweden, das er mit der Arbeit „Fluids, Gels and Crystals: Phase behavior of binary thermoresponsive microgel mixtures“ im Jahr 2019 abschloss. Seit Dezember 2019 forscht er als Postdoktorand am Institut für Experimentelle Physik der kondensierten Materie. Er kann auf mehrere Veröffentlichungen (dreimal als Erstautor) in renommierten Zeitschriften, unter anderem in PNAS, verweisen.
Für die Fortsetzung seiner Arbeiten an der HHU erhielt Dr. Immink Anfang 2021 ein Humboldt-Forschungsstipendium (bis Dezember 2022). In Düsseldorf will er zur Organisation und Bewegung von speziellen kolloidalen Teilchen arbeiten, die er mithilfe von optischer Mikroskopie beobachten und anschließend quantitativ auswerten will.
Humboldt-Forschungsstipendien
Die Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht jährlich über 2.000 Forscherinnen und Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Zu den Instrumenten der Stiftung gehören unter anderem die Humboldt-Forschungsstipendien, die an jährlich rund 450 promovierte Nachwuchswissenschaftler aus dem Ausland vergeben werden. Diese können damit ein langfristiges Forschungsvorhaben im Rahmen einer selbst gewählten Arbeitsgruppe an einer deutschen Universität oder Forschungseinrichtung realisieren.
Weitere Informationen: Seiten der Alexander von Humboldt-Stiftung