Polymere sind große chemische Moleküle, die aus einer Vielzahl sich wiederholender kleinerer Einheiten zusammengesetzt sind. Sie werden über den sogenannten Polymerisationsprozess hergestellt. Sie sind der Hauptbestandteil von Kunststoffen, zu ihnen gehört etwa Polyvinylchlorid (kurz PVC) oder auch Polyethylen (PE), aus welchem Folien oder auch Kunststoffflaschen hergestellt werden.
Guillaume Delaittre stellt mit seiner Arbeitsgruppe Polymere mit genau definierten Eigenschaften her, zum Beispiel im Hinblick auf Länge, Architektur oder Funktionalität. Die Chemikerinnen und Chemiker setzen dabei die gesamte Palette moderner Polymerisationsmethoden ein. Darüber hinaus entwickeln sie spezifische Bausteine auch aus organischen Naturstoffen, aus denen dann Polymere hergestellt werden können. Einsatzzwecke für solche Stoffe sind vielseitig und können zum Beispiel Beschichtungen, Verpackungsmaterialien oder Medikamente sein.
An der HHU will Prof. Delaittre mit seinem Team inklusive Kooperationen innerhalb des Fachbereichs Chemie biobasierte Polymere, abbaubare Polymere und andere nachhaltige und weniger schädliche Alternativen zu herkömmlichen Polymeren entwickeln. „Wir arbeiten meistens an voll synthetischen Polymeren, wollen aber auch natürlich vorkommende Biopolymeren wie Cellulose – aus Holzfasern – oder Chitin – aus dem das Exoskelett von Insekten besteht – verwenden“, erläutert der neue Chemieprofessor. Darüber hinaus wollen sie hybride Biokatalysatoren entwickeln, die für die Produktion von Feinchemikalien oder als Arzneimittel eingesetzt werden können.
Delaittre: „Von zunehmender Bedeutung ist die Altlastensanierung, also die Entfernung von Schadstoffen wie zum Beispiel per- und polyfluorierte Alkylverbindungen – die auch als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichnet werden – und Schwermetalle aus Böden und dem Grundwasser. Hier sollen Polymermaterialien entwickelt werden, die solche Verbindungen spezifisch auffangen und wieder freisetzen können, um die Belastung für die Ökosysteme zu mindern und eventuell ein Recycling zu ermöglichen.“
Zur Person
Guillaume Delaittre (geboren 1979 in Dieppe / Frankreich) studierte Materialingenieurwesen (Master 2003) sowie Polymerchemie und -physikochemie (Master 2004) an der Université Pierre & Marie Curie (UPMC) Paris VI (heute Polytech Sorbonne). Er promovierte 2008 ebenfalls dort in Polymer- und -physicochemie mit der Arbeit „Polymérisation radicalaire contrôlée en émulsion et dispersion sans tensioactif : synthèse de nanoparticules thermo- et/ou pH-sensibles“ (Kontrollierte radikalische Polymerisation in Emulsion und Dispersion ohne Tenside: Synthese von thermo- und/oder pH-empfindlichen Nanopartikeln).
Als Postdoc arbeitete Delaittre zunächst an der RU Nijmegen in den Niederlanden (bis 2009) und dann als Alexander von Humboldt-Forschungsstipendiat am KIT in Karlsruhe (bis 2013), wo er anschließend bis 2019 als Forschungsgruppenleiter tätig war. Er wechselte als Gruppenleiter ans Deutsche Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW gGmbH) nach Krefeld, wurde dann Professor für Makromolekulare Chemie und Kunststofftechnologie an der Fachhochschule Aachen. 2020 wurde er Tenure-Track-Juniorprofessor an der Bergischen Universität Wuppertal. Zum 1. Mai 2025 wurde er zum W3-Professor für Makromolekulare Chemie an die HHU berufen.
Prof. Delaittre forscht in den Bereichen organische makromolekulare Chemie, nachhaltige Chemie, Biokatalyse, polymere Nanostrukturen, (Oberflächen-)Biofunktionalisierung, biokompatible Materialien und Photochemie. Er veröffentlichte bisher rund 70 Beiträge in begutachteten Fachzeitschriften, unter anderem in Angewandte Chemie, Advanced Functional Materials, Chemical Science, Chemical Communications und Small. Darüber hinaus ist er Autor von vier Buchkapiteln und Mitinhaber von vier internationalen Patenten.
Neben dem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung erhielt Delaittre eine Reihe weiteren Stipendien und Preise. So zeichnete ihn 2018 die Dr.-Otto-Röhm-Gedächtnisstiftung aus, vom Redaktionsbeirat der Fachzeitschrift Polymer Chemistry der Roya Society of Chemistry wurde er 2020 zum „Emerging Investigator“ und 2025 zum „Pioneering Investigator“ ernannt.