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NRW Rückkehrprogramm
Biochemikerin Dr. Miriam Kutsch kommt als W1-Professorin an die HHU

Durch das NRW-Rückkehrprogramm wird deutschen Spitzentalenten, die im Ausland forschen, die Rückkehr auf eine Forschungsstelle in NRW ermöglicht. Im März 2023 kam Dr. Miriam Kutsch, die zuvor an der US-amerikanischen Duke University wirkte, an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU). Im Institut für Molekulare Pathogenität wird sie zum Wechselspiel zwischen Immunsystem und bakteriellen Erregern forschen. Ihre Arbeiten werden vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 1,25 Millionen Euro gefördert.

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Dr. Miriam Kutsch übernimmt, gefördert durch NRW-Rückkehrprogramm, eine W1-Professur für Molekulare Pathogenität der HHU. Sie hat bisher an der Duke University in den USA geforscht. (Foto: HHU / Steffen Köhler)

Die zelleigene Immunität ist Teil des angeborenen Immunsystems. Der Begriff bezeichnet die Eigenschaft jeder Körperzelle, sich gegen Krankheitserreger zur Wehr zu setzten. Um die Ausbreitung von Krankheitserregern wie zum Beispiel von Bakterien in der Zelle und zwischen Nachbarzellen einzudämmen, müssen diese Eindringlinge aber zunächst erkannt werden. Hierfür existiert eine Vielzahl von zellulären Immunsensoren, die körperfremde Muster auf den Erregern erkennen und daraufhin Immunantworten hervorrufen.

Die Spannweite der zelleigenen Immunantworten ist groß. Sie reichen von der Warnung der Nachbarzelle vor bakteriellen Eindringlingen über die Herstellung von Abwehrproteinen, die Bakterien direkt angreifen, bis hin zum programmierten Zelltod, mit dem die Zelle sich selbst als Lebensraum für die Bakterien zerstört. Doch Bakterien entwickeln ihrerseits Überlebensstrategien, um der Immunantwort zu entgehen. So können sich die Mikroben entweder vor dem Immunsystem verstecken, oder sie greifen direkt die zelleigene Immunsensoren und Abwehrproteine an und machen sie unschädlich.

Dr. Kutsch will dieses Wechselspiel zwischen bakteriellen Krankheitserregern und zelleigener Immunität grundlegend und mit einem interdisziplinaren Ansatz verstehen. Insbesondere hat sie auch die Behandlung von Infektionskrankheiten im Blick. Denn wenn das Immunsystem versagt und es die bakteriellen Krankheitserreger nicht in Schach halten kann, führt dies zu teils lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten, die eine Behandlung mit Antibiotika unumgänglich macht. Bakterien können sich jedoch an immer mehr Antibiotika anpassen. Diese Resistenzen breiten sich rasant unter bakteriellen Krankheitserregern aus und stellen schon jetzt ein globales Problem dar.

Kutsch: „Wir brauchen dringend alternative antibakterielle Therapien. Meine zukünftige Forschung an der HHU zielt nicht nur darauf ab, die zelleigene Immunabwehr und die bakterielle Gegenwehr zu verstehen. Ich will auch die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um die zelleigene Immunität gegen antibiotikaresistente Bakterien zu boosten und damit die Grundlage für neuartige antibakterielle Therapien schaffen.“

Dr. Kutsch will basierend auf ihrer Grundlagenforschung Hemmstoffe – genauer gesagt sogenannte kompetitive Inhibitoren – entwickeln, die verhindern, dass bakterielle Antagonisten an Immunsensoren und Abwehrproteine binden. Die Entwicklung solcher Inhibitoren stellt eine vielversprechende Strategie dar, um Schlüsselproteine des zelleigenen Immunsystems vor dem bakteriellen Angriff zu schützen und damit die Immunantwort zu stärken.

Zur Person

Miriam Kutsch studierte Biochemie an der Ruhr-Universität Bochum (Master 2013), wo sie 2017 auch mit der Arbeit „Molecular mechanisms of human guanylate binding protein complexes“ im Bereich der biophysikalischen Chemie promovierte. Während der Promotionszeit nahm sie zwei Auslandsaufenthalte am britischen National Institute for Medical Research in London und an der Universität Genf wahr. Im Anschluss ging sie als Postdoc an das Duke University Medical Center in Durham im US-Bundesstaat North Carolina. Im März 2023 kam Dr. Kutsch über das NRW-Rückkehrprogramm an das Institut für Biochemie I und das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene als Gruppenleiterin. Im Juni 2023 übernimmt sie an der HHU die W1-Professur (mit Tenure Track nach W2) für Molekulare Pathogenität in der Biologie.

Dr. Kutsch forscht zum angeborenen Immunsystem, insbesondere zur zelleigenen Immunität sowie zu den Schutzmechanismen, die bakterielle Krankheitserreger gegen das Immunsystem aufbauen. Sie war bisher an der Veröffentlichung von 14 wissenschaftlichen Papern, die Hälfte davon als Erstautorin oder Ko-Erstautorin, beteiligt, so in mBio, EMBO Journal und FEMS Pathogens and Disease.

NRW-Rückkehrprogramm

Miriam Kutsch kommt im Rahmen des NRW-Rückkehrprogramms für Spitzentalente in der Medizinforschung von der Duke University an die HHU. Mit diesem bundesweit einzigartigen Rückkehrprogramm ermöglicht es das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Ausland tätigen Spitzentalenten, an einer Universität in Nordrhein-Westfalen eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen.

Im Rahmen der 14. Ausschreibungsrunde des Programms, die wieder die medizinrelevante Forschung adressierte, werden insgesamt sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert. Die Projektlaufzeit beträgt jeweils fünf Jahre, die Fördersumme bis zu 1,25 Millionen Euro.

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