„Die Coronakrise hat gezeigt, welche große Bedeutung auch gerade die Naturwissenschaften für die Gesellschaft haben“, sagte Prof. Heil zur Begrüßung. „Wissenschaft liefert die Grundlagen, auf denen fundierte politische Entscheidungen getroffen werden können, Wissenschaft macht aber keine Politik.“ Das vergangene Coronajahr hat, so Heil, auch gezeigt, dass Wissenschaft erklärt werden muss: Dass Diskussionen unter Kollegen, dass auch Irrtümer zum Erkenntnisprozess gehören. An die frisch Promovierten gewandt: „Forschen zu können bedarf aber auch einer besonderen Geisteshaltung: Offenheit, Dialogbereitschaft und die Fähigkeit, Kritik einzustecken, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Dass Sie alles dieses können, haben Sie in den letzten Jahren an der HHU unter Beweis gestellt.“
Trotz Corona gab es im vergangenen Jahr sogar mehr Promotionen als im Vorjahr. Prof. Heil: „Wissenschaft geht trotz erschwerter Rahmenbedingungen weiter. Ich bin allen sehr dankbar, die dies möglich gemacht haben, die etwa die Möglichkeit für Onlineprüfungen geschaffen haben. Das hat anfangs geruckelt, aber inzwischen gehört Online zu unserem Alltag.“
Im Rahmen der Promotionsfeier am 12. Februar wurde auch der zweite Goldpromovend der Fakultät geehrt, der vor 50 Jahren seinen Doktorgrad erhielt. „Es ist für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät eine besondere Ehre, heute Dr. Thorsten Bluhm auszeichnen zu können“, würdigte Prof. Heil den online zugeschalteten Goldpromovenden. „Sie haben fünf Jahre nach Gründung der Universität Düsseldorf ihre Doktorarbeit abgelegt und gehören damit zu den wissenschaftlichen Pionieren unserer Universität.“ Dr. Bluhm hat am Institut für Physikalische Chemie bei Prof. Dr. Heinz-Helmut Perkampus einen wichtigen Beitrag zum Aufbau seines Fachs geleistet, so Heil weiter. Unter anderem betreute er selbst eine Reihe von Promotionen.
Dr. Jochen Dobner, der in der Biologie promoviert hatte, dankte in seinem Schlusswort im Namen aller frisch Promovierten: „Wir danken unseren Betreuerinnen und Betreuern für die Unterstützung, gerade auch während der Coronazeit mit ihren speziellen Herausforderungen an Laborarbeit und Homeoffice. Die Zeit der Promotion hat uns sehr geprägt und uns gut auf unsere nächsten Karriereschritte – sei es weiter in der Forschung, sei es in der Industrie – vorbereitet.“
201 Promotionen seit letzter Promotionsfeier im Januar 2020
Am 12. Februar 2021 verlieh die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät 109 Nachwuchswissenschaftlerinnen und 92 Nachwuchswissenschaftlern im Rahmen einer Online-Promotionsfeier ihren Doktortitel. Die Biologie stellte mit 90 Promotionen das größte Kontingent, gefolgt von der Chemie (42), Pharmazie (26), Physik (22), Informatik (10), Psychologie (8), und der Mathematik (3). Der Kreis der Promovierten ist international: Neben Deutschland kommen sie aus Ägypten, Afghanistan, Argentinien, Bangladesch, Brasilien, Chile, China, Dänemark, Estland, Ghana, Griechenland, Indien, Indonesien, dem Iran, Italien, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, Korea, Polen, Russland, Spanien, Tadschikistan, Taiwan, Thailand, Tschechien, der Türkei, der Ukraine und aus den USA.
Goldpromovend PD Dr. Thorsten Bluhm
Er wurde 1941 in Klein Volz in Pommern geboren. Nach seinem Abitur in Braunschweig und seinem Wehrdienst studierte Thorsten Bluhm an der dortigen Technischen Universität Chemie (Diplom 1968). Zur Promotion wechselte er an die Universität Düsseldorf ins frisch gegründete Institut von Prof. Dr. Heinz-Helmut Perkampus. Im Jahr 1970 promovierte er mit der Arbeit „Zur Photochemie der Styryldiazine – Spektroskopische Eigenschaften der Edukte und Produkte“. Er arbeitete und forschte weiter in Düsseldorf, 1983 habilitierte er im Fach Physikalische Chemie. Weiterhin blieb er der Universität zunächst als Privatdozent und dann von 1991 bis 2005 als Außerplanmäßiger Professor treu.
Im Jahr 1984 gründete er die DBG Dr Bluhm GmbH, ein Unternehmen für die Beratung in naturwissenschaftlich-technischen Fragen des Umweltschutzes und den Außenhandel von Umweltmesstechnik (Schwerpunkt: Naher Osten), der er bis zum 2015 als geschäftsführender Gesellschafter vorstand. Von 1990 bis 1995 leitete Bluhm zudem beim wfk-Forschungsinstitut für Reinigungstechnologie e.V. in Krefeld die Abteilung Chemie.
In seiner Promotionsarbeit befasste sich Thorsten Bluhm mit den sogenannten isomeren trans-Styryldiazinen, von denen er sechs unterschiedliche herstellen konnte. Durch photochemische Prozesse ließen sich daraus weitere Stoffe ableiten. Mit Hilfe von quantenchemischen Berechnungen untersuchte er darüber hinaus den Einfluss der unterschiedlichen Position der Stickstoffatome auf die spektroskopischen Eigenschaften der verschiedenen Edukte und Produkte.